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50 Jahre Gotha Gelenkwagen in Erfurt
Die Erfurter Verkehrsbetriebe und der Waggonbau Gotha verhandelten im Jahr 1958 über den Bau eines Gelenkwagens. Das ständig steigende Beförderungsaufkommen sowie eine vereinfachte Abfertigung der Fahrgäste mit weniger Schaffnern, sollten das Ziel der Planungen bilden. Das Fahrzeug sollte auf dem seit 1957 produzierten zweiachsigen Trieb – und Beiwagen T57 / B57 in Einrichtungsbauart basieren. Im Frühsommer 1959 war der Zeichnungssatz des Prototypwagens fertig gestellt. Im September 1959 verließ das fertige Fahrzeug, zerlegt in seine drei Wagenkastenteile, das Werk in Gotha. Per Tieflader erfolgte der Transport nach Erfurt ins alte Depot in der Karl-Marx-Allee. Dort erfolgte die Endmontage des Wagens 151. Das 21 Meter lange Fahrzeug bestand aus zwei Wagenkästen die mit einem schwebenden Mittelteil verbunden waren. Die Motorausstattung und die elektrische Ausrüstung wurden von den zweiachsigen Wagen des Typ T57 übernommen. Der Wagen verfügte über einen Unterflurfahrschalter und im hinteren Teil über einen Schaffnerplatz. Für die Fahrgäste bot er 35 Sitz – und 144 Stehplätze in 1+1 Sitzanordnung. Am 7. Oktober 1959 erfolgte die feierliche Übergabe für den Personenverkehr auf der Linie 3. 1960 wurde dieses Fahrzeug auf der Leipziger Frühjahrsmesse präsentiert. Ein zweiter Prototyp wurde 1960 für Dresden hergestellt. Nach viel versprechenden Einsätzen der Prototypen, begann 1961 die Serienfertigung der Gelenktriebwagen. Bis1967 entstanden beim Waggonbau Gotha 319 Gelenkwagen, davon 218 für die DDR und 101 für die UdSSR. Von 1961 bis 1967 bekam Erfurt noch 39 weitere Wagen dieses Typs. Sie erhielten in Erfurt die Nummern 152 bis 190. Die bis 1965 gelieferten Fahrzeuge waren mit einem Schaffnerplatz ausgerüstet. Mit der Umstellung auf OS Betrieb im Jahr 1966 wurde der Schaffnerplatz überflüssig und entfernt. Die Wagen 185 bis 190 waren bereits ab Werk mit Scharfenbergkupplungen ausgerüstet, die Wagen 180 bis 184 wurden nachträglich umgebaut. Somit konnten Beiwagen angehangen werden um die Beförderungskapazität zu erhöhen. Ab Ende 1981 wurde die elfenbeinfarbige Lackierung durch eine den Tatrafahrzeugen angeglichene Farbgebung abgelöst. Mit der Neuzuführung von weiteren Tatrawagen wurden auch die ersten Gelenkwagen entbehrlich. 1981 begann man mit den Ausmusterungen und der Abgabe von Wagen nach Nordhausen. Einer Brandstiftung fiel der museal zu erhaltene Triebwagen 151 im Sommer 1982 zum Opfer. Mit dem Fahrplanwechsel 1987 schieden auch die letzten verbliebenen Gelenkwagen aus dem Linienverkehr aus. Sechs Wagen kamen 1989 nach Nordhausen, der Rest wurde bis 1992 verschrottet. Zum Gütertriebwagen 21 baute man 1982 den Triebwagen 185 um. Durch die Verwendung von zwei B - Teilen und einem Mittelteil entstand 1983 der Gelenkbeiwagen 18 für den Güterverkehr, der 1992 nach Frankfurt/Oder abgegeben wurde und auch heute noch zeitweise im Einsatz ist. Im Jahr 1992 konnte man den Gelenktriebwagen 206 von der Thüringerwaldbahn und Straßenbahn Gotha übernehmen. Er wurde in Erfurt wieder hergerichtet, bekam die Nummer 178 in Zweitbesetzung und wird heute meist zur Stadtrundfahrt eingesetzt. 1994 kam der Gothaer Gelenktriebwagen 201 nach Erfurt. Das A- und Mittelteil wurden zur Aufarbeitung des Arbeitstriebwagens 21 verwendet. Im Jahr 2000 holte man mit dem Tw 214 einen weiteren Gelenkwagen aus Gotha. Mit der Nummer 190 in Zweitbesetzung wurde dieser Wagen zum Partywagen umgebaut. 2004 wurde dieser Wagen auf den Namen „Katerexpress“ getauft. Die letzten echten Erfurter Gelenkwagen (175+176) standen bis 2012 in Nordhausen auf dem Gelände der Kulturschmiede.
C)Thüringer Straßenbahnfreunde e.V.
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